Der folgende Bericht ist erschienen in der DRC-Clubzeitung Juli/August 2005 (Seite 141).
Ein ähnlicher Bericht stand in der LCD-Clubzeitung Nr. 82 / Juni 2005 (Seite 33).
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Keine Angst vorm großen Hund

Ein bisschen nervös waren wir schon, als wir in der ersten großen Pause über den Schulhof gingen. Ich war aufgeregt wegen der bevorstehenden Unterrichtsstunde und mein Sohn Joshua wegen der vielen neuen Eindrücke, die auf ihn einströmten. Ach ja, ihr wisst ja noch gar nicht worum es überhaupt geht. Deshalb sollte ich wohl besser von vorne anfangen.
Mein Labrador - Brown Gonzo vom Försterberg, Rufname Basko - und ich wurden in die Osterrath-Realschule in Rheda-Wiedenbrück von der Klasse 5e eingeladen, um den Biologieunterricht zum Thema "Hunde" zu bereichern.
Kaum sind wir aus dem Auto ausgesiegen, dröhnte es in unseren Ohren, laute Musik und jede Menge kleiner Menschen rannten durcheinander.
Nach der Pause trafen wir die 5e in der Eingangshalle, einige kamen sofort auf uns zu und bombadierten mich mit Fragen und ein paar ganz „dominante“ kraulten sofort Baskos Fell.
Nachdem Frau Blunck uns alle begrüßt hatte, ging es hinter die Schule zum Schulteich. Hier musste Basko zuerst nur bei Fuß sitzen und konnte sich die Schüler in Ruhe anschauen. Meine Aufgabe bestand zunächst darin, eine Vielzahl von Fragen zu beantworten, die die Schüler im Unterricht vorbereitet hatten. Neben vielen nachvollziehbaren, galt es auch die "verrücktesten" Fragen zu beantworten, wie zum Beispiel: „Ist er kastriert?“ oder „Hat er eine Freundin?“, „Beißt Basko?“ und „Aus welchem Tierheim kommt der?"
Anschließend zeigte Basko, was in ihm steckt. Auf die Frage, ob er irgendwelche Kunststücke könne, erklärte ich, dass Retriever gerne Dinge tragen und man sich dieses im Alltag zu nutze machen sollte. Basko bringt zum Beispiel die Pantoffeln, hilft beim Auto ausladen, holt immer die Post (Den Briefträger mit dem Fahrrad hört er grundsätzlich als erster) und bringt die leeren Flaschen in die Kammer. Die Schüler waren begeistert, als wir ihnen zeigten, wie Basko eine Milchtüte, eine volle Flasche, die Zeitung und einen Becher Sahne ganz vorsichtig im Fang hielt.
Anschließend kamen die Dummys zum Vorschein. Zu Beginn durften 2 SchülerInnen jeweils ein Dummy auf der anderen Seite des Schulteiches verstecken. Zur Ablenkung lief Basko frei bei Fuß Slalom um mehrere SchülerInnen und führte die Kommandos "Sitz" und "Platz" vor. Als er das erledigt hatte, waren die Dummys verschwunden. Aber ich hatte selbstverständlich noch welche dabei, so dass die Schüler sie in einiger Entfernung werfen konnten, damit Basko sie nach Aufforderung apportiert. Sogar in den Schulteich durfte er springen und dafür erntete er begeisterten Applaus, dabei war das eine seiner leichtesten Übungen. Da auch die Schüler nicht vergessen hatten, dass 2 Dummys verschwunden waren, schickte ich meinen Labbi quer über einen Steg auf die andere Seite des Teichs zur Suche. Er hat sie sofort gefunden und nacheinander zurückgebracht. Hierbei ließ er sich auch nicht durch Rufe wie: “Der holt meins zuerst!“ und „Boh ist der, der Hammer!“ ablenken.
Plötzlich kam Unruhe auf, denn es begann zu regnen. Als Hundebesitzer ist man zwar auf solche Art von Wetter eingestellt - schlechtes Wetter gibt es ja bekanntlich nicht - doch die meisten SchülerInnen trugen keine passende Kleidung. Also kam Basko an die Leine, Joshi an die Hand und ab ging es zurück in die Schule. Für Basko war hier Entspannung angesagt und er legte sich auf den Rücken alle Viere von sich gestreckt. Die SchülerInnen bildeten einen Kreis und wer sich traute, durfte seine Körperteile benennen und an ihm zeigen, wo sie sich befinden, was zum Beispiel beim Oberschenkelknochen auch nicht ganz leicht ist. Plötzlich vernahm er beim Einschlummern das leise Rascheln einer Tüte. Sofort war er wieder hell wach, denn jetzt gab es Leckerchen. Jeder Schüler nahm sich eins und er musste für jeden ein kleines Kunststück (Sitz, Platz, Seite, Pfötchen geben...) vollbringen, bevor er es vorsichtig aus ihren Händen nehmen und verschlingen durfte. Anschließend mussten sich alle Schüler die Hände waschen, obwohl Basko den Part mit den Leckerchen sicherlich gerne ausgedehnt hätte.
Zum Schluss ging es noch ins Klassenzimmer, hier haben die SchülerInnen ihre Mitschriften abgeheftet und jetzt steht Baskos Name im Klassenbuch für immer und ewig. Eines der Kinder ist bis jetzt noch nicht in seine Nähe gekommen, denn es hatte Angst vor Hunden. Wir haben den Jungen ermuntert, Basko doch auch einmal zu streicheln. "Mutig" trat er vor und fasste ihn kurz an. Zur "Belohnung" hat Basko ihn sofort "geküsst" worüber alle lachten. Zum Glück hat auch der Junge nach einem kurzen Schrecken gelacht, so dass man sicher sein kann, dass er die schlimmste Angst vor Hunden an diesem Tag überwunden hat und nun mit einer Angst weniger durch das Leben gehen wird.
Allein für diesen einen Schüler hat sich der Besuch in der Schule gelohnt, auch wenn ich mir sicher bin, dass alle diesen Besuch nicht so schnell vergessen werden!

Bis bald, eure Marion Breimann mit Brown Gonzo vom Försterberg

P.S. Solch eine Art von Unterricht ist auf alle Fälle nachahmenswert, da sie dazu beiträgt, dass - doch zum Teil gestörte - Verhältnis zwischen Mensch und Hund wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Der Hund ist nun mal der beste Freund des Menschen und dabei soll es auch bleiben.
Um "Pleiten und Pannen" zu vermeiden, ist es jedoch unerlässlich, sich mit der Lehrkraft abzusprechen, was genau von dem Hund erwartet wird und was euch als Besitzer erwartet, denn nicht jeder Hund ist für jede Art von Unterricht geeignet.

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